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[Grafik] Kreuzlogo

Pressespiegel:
Solothurner Zeitung: Drei Tage grosses Fest zu Ehren einer Utopie --> (04.08.03)

Solothurner Tagblatt: Genossenschaft Kreuz: 30-jähriges Bestehen mit einem Sommernachtsfest für alle gefeiert --> (04.08.03)

 

 

 

 

 

Ort für hierarchielose Politik und Kultur

Die Genossenschaft Kreuz ist 30-jährig geworden. Damit ist die erste selbstverwaltete Beiz der Schweiz zwar in die Jahre, aber keineswegs alt geworden, wie das Fest am Landhausquai in bewiesen hat.

Roland Ducommun

Es sei eine «Räuberhöhle» und eine Schande, dass dort Politiker wie Ernst Leuenberger ein- und ausgehen, entrüstete sich einst ein Leserbriefschreiber. Dreissig Jahre später erinnert sich der damals angeprangerte Politiker und heutige SP-Ständerat noch genussvoll an die leserbriefliche Schelte. «Ich bin stolz darauf, in die Geschichte dieses sozialen und kulturellen Ortes eingebunden zu sein», sagte Ernst Leuenberger vor den zahlreichen ehemaligen und aktuellen Mitarbeitenden, die den dreissigsten Geburtstag der Genossenschaft «Kreuz» am Landhausquai feierten.

Freunde aus 30 Jahren

Am drei Tage dauernden Geburtstagsfest für die erste «selbstverwaltete Genossenshaftsbeiz» der Schweiz wurde der Freitag zum «Feiertag für alle Mitarbeitenden und Freunde aus 30 Jahren Kreuz» erkoren.

Am Donnerstag zuvor hatte die Genossenschaft den Landhausquai in Solothurn bereits mit Musik, Essen und Trinken für sich erobert, am Samstag wurde das Kreuzfest dann mit einer Versteigerung von Kunstwerken, Konzerten - unter anderen hatte die Rock'n'Roll-Band «Backbeat» mit Leuten von «Span» und «Züri West» einen Auftritt - und Discos abgeschlossen.

Für Ernst Leuenberger wie für viele andere war der Freitag aber der wichtigste Festtag. «Das Kreuz wurde von den Mitarbeitenden geprägt, von Leuten, die mich immer mit Du ansprechen, die mir ein einzigartiges ‹Volkshaus› anboten und in dem ich mich auch heute noch wohl fühle», sagte der Ständerat.

Weit mehr als eine «Beiz»

Mit dem Kreuz habe man weit mehr als nur eine «Beiz» betreiben wollen, erinnert sich Miquel Misteli. Die «Genossenschafterin der ersten Stunde» und heutige Entwicklungs- und Tourismusplanerin habe damals zusammen mit den anderen Gründungsmitgliedern den «Traum einer gesellschaftlichen Alternative» geträumt. «Das Modell der ‹Selbstverwaltung› stand für einen Ort, wo gemeinsam und ohne festgeschriebene Hierarchie gearbeitet, wo Kultur gelebt werden konnte und politische Initiativen geboren werden konnten», sagte Misteli. Heute sei man zwar etwas bescheidener als früher geworden, doch noch immer sei das Kreuz ein selbstverwalteter Betrieb, in dem alle Mitarbeitenden zuhauf «Lernfelder» finden können.

Karrieresprungbrett

Profitiert von diesen zahlreichen «Lernfeldern» haben um die 400 Mitarbeitenden, meist Teilzeitangestellte und Aushilfen, die im Kreuz in den letzten 30 Jahren tätig gewesen waren. 360 davon hat Barbara Mumenthaler, Geschäftsführerin der Genossenschaft Kreuz, ausfindig gemacht und zum Fest eingeladen. Viele dieser ehemaligen Kreuz-Mitarbeitenden haben Karriere gemacht und sind weit über die Stadt Solothurn hinaus bekannt geworden. So sitzen Peter Bichsel und Rolf Niederhauser beim Apéro am selben Tisch; beide sind Schriftsteller geworden, beide haben in der Küche des Kreuz gearbeitet. Oder auch die «Krokus»-Musiker Fernando von Arb und Chris von Rohr waren einst in der Kreuz-Küche als Aushilfen tätig.

Der erste Lehrling

Eine ähnliche Karriere ist Andy Gygli durchaus zuzutrauen. Der erste Lehrling, der im Kreuz ausgebildet wird und an diesem 1. August seine Kochlehre begann, hatte am Freitag Abend zusammen mit etablierten Musikern aus der «Kreuz-Szene» einen Auftritt, mit dem er vor begeistertem Publikum für Furore sorgte: seine gerapten Geburtagsgrüsse an das Kreuz waren nach übereinstimmender Meinung unter dem Publikum und den etablierten Musikern auf der Bühne «absolut hitverdächtig».

Für Barbara Mumenthaler ist das Show-Talent ihres ersten Lehrlings denn auch nichts Ungewöhnliches für das Kreuz: «In der Schweiz gibt es 218 ‹Kreuz›, da müssen wir uns in Solothurn schon etwas abheben. Wie anders als mit Vielfalt und Ideenreichtum könnte das gelingen?»

Als ehemalige Lehrerin, die als Zweitberuf die Hotelfachschule besuchte, ist Mumenthaler ein gutes Beispiel für die Vielfalt. Mit der bevorstehenden Öffnung von der reinen Mitarbeiter- zur Publikumsgenossenschaft will das Kreuz diese Vielfalt und damit das Kreuz in diese nächsten Jahrzehnte führen.

SO-Stadt Solothurn, 04. August 2003

 

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